Laut einem gestern veröffentlichten Bericht leidet eins von sechs Kindern aufgrund der Covid-bedingten Schulschließungen und des Lockdowns an psychischen Prolemen.
Die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen gehen in der Pandemie völlig unter, da Eltern aufgrund der Beschränkungen gleichzeitig arbeiten und sich um den Fernunterricht ihrer Kinder kümmern müssen.
In ihrem Bericht fordert die Kinderkommissarin Anne Longfield die Regierung dazu auf, einen Plan zu erstellen, nach dem baldmöglichst die Schulen wieder eröffnet werden sollen.
Im Bericht heißt es dazu: „Ein erschütternd hoher Anteil von einem von sechs Kindern leidet inzwischen wahrscheinlich an einer psychischen Erkrankung… es ist überaus wahrscheinlich, dass auch nach der Pandemie das Niveau an psychischen Gesundheitsproblemen deutlich erhöht bleiben wird.“
Die Kinderbeauftragte sagte, dass es bereits im Herbst einen Anstieg der Überweisungen an NHS-Dienste gegeben habe und forderte eine schnelle Wiedereröffnung der Schulen.
Die Analyse kam inmitten des Gerangels zwischen der Regierung und den Oppositionsparteien über das Fehlen eines Zeitplans für die Rückkehr der Kinder in ihre Klassenzimmer.
Der Bericht fuhr fort: „Die große Unterbrechung von zwei Jahren Bildung, zusammen mit den eingeschränkten Möglichkeiten, Freunde und die erweitere Familie zu sehen, zu spielen und Freizeitaktivitäten zu genießen hat in Verbindung mit der Sorge über die Auswirkungen von Covid auf die eigene Familie bei vielen Kindern einen schweren Tribut gefordert.“
Schon vor der Pandemie waren die psychischen Gesundheitsdienste für Kinder weit davon entfernt, den bestehenden Bedarf zu decken. Im Jahr 2019 stiegen die Überweisungen von Kindern an psychiatrische Dienste um 35 Prozent, während die Gesamtzahl der Kinder in psychiatrischer Behandlung um vier Prozent zunahm.
Die Hochrechnungen des Berichts basierten auf einer NHS-Studie, die im vergangenen Sommer nach dem Lockdown im Frühjahr durchgeführt wurde. Darin wurde die Schlussfolgerung gezogen, dass klinisch behandlungsbedürftige psychische Erkrankungen bei Kindern im Vergleich zu 2017 um die Hälfte angestiegen waren.
Die Kinderbeauftragte forderte den nationalen Gesundheitsdienst NHS auf, für jede Schule einen Berater für psychische Gesundheit abzustellen, um mit der Flut von psychisch angeschlagenen Kindern fertig zu werden, die nach der Wiedereröffnung zu erwarten ist. Des weiteren empfahl sie, für Kinder, die derzeit per Computer unterrichtet werden, im Internet Beratungs- und Unterstützungsstellen zu schaffen.
Longfield sagte überdies, dass die NHS derzeit nur auf einem von 25 Kindern mit psychischen Problemen helfen kann, was weit unter der benötigten Zahl liegt. In vielen Fällen müssen Kinder wochenlang warten, um von Spezialisten gesehen zu werden: „Schon vor der Pandemie hatten wir es in England mit einer Epidemie von psychischen Problemen bei Kindern zu tun, während sich die psychischen Gesundheitsdienste für Kindern zwar deutlich verbessert haben, es jedoch immer noch nicht möglich ist, Hunderttausenden von Kindern jene Hilfe zu bieten, die sie benötigten.“
„Der Lockdown“, fügte sie hinzu, „wird dem psychischen Wohlbefinden vieler Kinder noch mehr Schaden zufügen und die psychischen Gesundheitsdienste noch mehr belasten, und das möglicherweise für die nächsten Jahre. Deshalb ist es so wichtig, dass die Regierung kurzfristig einen Fahrplan aufstellt, nach dem die Schulen in den kommenden Wochen wieder öffnen können.“
„Als absolutes Minimum sollten alle Schulen dabei mit einem vom NHS finanzierten Berater ausgestattet werden, entweder in der Schule oder online. Es ist unglaublich wichtig, dass die Regierung einen Fahrplan aufstellt, mit dem die Schulen in den kommenden Wochen wieder öffnen können“, so Longfield.
Vicky Nevin von der Kinderhilfsorganisation NSPCC sagte: „Es ist wichtig, dass die Regierung einen konkreten Plan vorlegt, der sicherstellt, dass jedes Kind Zugang zu frühzeitiger psychischer Unterstützung in der Schule und vor Ort hat, um zu verhindern, dass Probleme eskalieren.“
„Es ist auch wichtig, die digitale Kluft zu überbrücken, damit die Kinder während der Schließung miteinander in Verbindung bleiben. Das ist nicht nur für die Bildung der Schüler wichtig, sondern auch, damit sie Zugang zu Unterstützung und Diensten haben, von denen wir wissen, dass sie einen Unterschied für ihre Sicherheit und ihrem Wohlbefinden machen.“